Über Freiheit

Über Freiheit



Was ist nicht alles gestritten worden darüber, wo die Freiheit des Einzelnen endet? Kants berüchtigte Grenze: wo die Freiheit des Anderen anfängt, ist nicht wirklich hilfreich, denn wo fängt die Freiheit des Anderen an? Darf ich rauchen? Darf ich laut Musik hören? Darf ich nackt sein? Wo muss ein Staat Grenzen setzen? 
Zuerst muss man sich darüber im Klaren sein, dass wir hier von staatlicher Gewalt sprechen. Also davon, dass wir mit unserer Politik Menschen ihrer Freiheit berauben. Wenn man aber den Anspruch für sich geltend machen will, dass man über die Freiheit eines anderen verfügen darf, dann ist das schlicht nicht begründbar. Mit welchem Recht verbiete ich jemandem etwas? Dieses Recht gibt es nicht und darf es auch niemals geben. Man darf also nicht Menschenmassen als Begründung für Gewalt verwenden (Staaten), denn mit dieser Begründung ließe sich selbst Mord legitimieren. Man könnte also genauso sagen, weil der Staat es erlaubt, darf ich jemanden töten, nur weil er raucht. Es ist entscheidend zu akzeptieren, dass niemand über jemand anderen verfügen darf. Nicht als Einzelner, nicht in einer Horde, nicht in einer Massenansammlung auf großem Grund mit dem Schild Staat!
Wo endet dann aber die Freiheit? Nun, wir stehen auf der Position, dass die Natur selbst uns eine Grenze setzt. Nicht nur die Natur, die Logik selbst. Was würde passieren, würde man jedem heutzutage volle Freiheit gewährleisten? Waffen sind schließlich überall erhältlich. Ob nun legal oder illegal im Dark Net oder in der zwielichtigen Gaststätte nebenan. Jeder, der keine Moral hat und für sich selbst sagt, ihm ist egal, was mit anderen passiert, würde andere ausrauben, töten, verprügeln. Nichts hindert ihn. Wenn nun aber jeder jeden töten kann, dann endet dies darin, dass wir uns schließlich wirklich alle gegenseitig töten. Wir hätten niemals Frieden, wir hätten niemals Wohlstand. Jeder Mensch auf dieser Welt wird in dieser Situation dazu neigen, sich zu gruppieren, um mächtiger zu sein. Denn je mehr Macht, desto mehr Schutz. Hier sind wir an dem Punkt angelangt, an dem Staaten entstehen, aber dazu könnt ihr mehr im Beitrag "Entstehung der Nationalstaaten" lesen. 

Jeder Mensch sieht also ein, dass es denklogisch zwingend ist, dass wir einander nicht mit physischer Gewalt begegnen dürfen, wollen wir nicht stets die Angst ums nackte Überleben spüren.
Wenn physische Gewalt aber ausgeschlossen ist, dann haben wir unsere Grenzen gezogen. Dann darf man jemanden nicht berauben, nicht verletzen, nicht töten, oder sonst wie im Eigentum schädigen; denn wer jemandem etwas nimmt, wenn auch nur heimlich oder betrügerisch, der muss es wiederum mit Gewalt verteidigen vor dem Eigentümer verteidigen, was wiederum eine Gewaltspirale in Gang setzt.
Und da haben wir sie. Delikte gegen Leib und Leben und Delikte gegen Eigentum. Das sind die Grenzen unserer Freiheit und nur das sind unsere Grenzen! Umgekehrt muss man nämlich wie oben dargestellt einsehen, dass es keinen Grund gibt, jemanden noch mehr in seiner Freiheit einzuschränken. Wer vor Diebstahl, Raub, Mord, Körperverletzung geschützt ist, der kann in seinem Leben alles erreichen und haben, was er möchte. Er hat keine Schranken und setzt auch anderen keine Schranken. Das ist Freiheit. 
Aus dieser Freiheit haben wir dank der Aufklärung spezifische Freiheiten entwickelt, die wohl nur verdeutlichen können, dass wir in all unserem Tun frei sein müssen.

Unter diesen Gesichtspunkten ist völlig klar, dass Meinungsfreiheit durch nichts beschränkt werden darf. Dass Zeitungen alles schreiben dürfen, was sie wollen. Dass jeder auf öffentlichem Grund rauchen darf, wo er will. Dass jeder auf öffentlichem Grund so laut Musik hören darf, wie er will. Dass jeder nackt herumrennen darf, wenn er sich auf öffentlichem Grund befindet.

Ich sehe die empörten Gesichter des einen oder anderen Lesers vor mir. Zu Recht. Denn hier in Österreich haben wir ein Wertesystem entwickelt. Es sagt, dass wir eben nicht rücksichtslos laut Musik hören sollen, oder nackt herumrennen. Aber das ist die Aufgabe einer Zivilgesellschaft! Hier kommt das starke Band der Staatsbürger zum Tragen. Hier entstehen das Band, die Kultur und die Werte, die uns einen! Wenn wir bei Verhaltensweisen, die jeder frei ist zu tun, beginnen, nach dem Staat zu schreien, berauben wir nicht nur unrechtmäßig anderen ihrer Freiheit, nein. Wir berauben uns der Chance, ein Volk zu werden. Ein Volk, dass sich in einer gefestigten Zivilgesellschaft selbst Regeln auferlegt, die andere zu befolgen haben und wer das nicht tut, wird gesellschaftlich eben geächtet oder findet nur in bestimmten Kreisen Freunde.
Hier beginnt ein Volk, ein Volk zu werden. 
Genau aus diesem Grund rülpst man in Japan, um dem Koch zu zeigen, dass es geschmeckt hat. Aus diesem Grund ist es bei uns nicht erwünscht. Aus diesem Grund isst man in südlichen Ländern spät abends und bei uns eher früher. Aus diesem Grund kocht man in Russland soviel, wie nur geht und ist es unhöflich, keinen Nachschlag zu nehmen, wohingegen es bei uns völlig normal ist! 

Wenn wir uns unserer Freiheiten berauben, berauben wir uns unserer Identitäten und daraufhin zerbricht ein Volk, zerbricht ein Staat, zerbricht jegliche Freiheit!

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