Donnerstag, 18. Februar 2016

Wenn sich ein Verräter rechtfertigt


Replik auf die Einlassungen eines Mannes, der seine Seele verkauft hat.
Sehr geehrter Herr Dr. Vetter!

Sie haben den Mumm, und das muss man Ihnen wirklich lassen, sich als einer der wenigen Politiker dem Internet zu stellen. Dass dies auch Schattenseiten hat, wissen Sie hinlänglich. Nun lassen Sie uns Ihnen die Schattenseiten erneut verdeutlichen und genießen Sie die Show.
  1. Sie schreiben, Ansichten, dürfen von jedem geäußert werden. Damit unterliegen Sie demselben Missverständnis wie die Meisten in unserem Staat. Auch bei Diskussionen mit uns kommt dieser Punkt oft. Fakt ist, Sie dürfen, was immer Sie wollen, meinungstechnisch gesehen. Nur dürfen wir meinungstechnisch gesehen genauso alles, was wir wollen. Wenn man Sie also heftigst kritisiert, rüttelt das nicht an Ihrer Meinungsfreiheit, es rüttelt an Ihren Aussagen und an Ihrer Moral. Haben Sie Schuldgefühle, oder warum heben Sie den unnötigen Schild der Meinungsfreiheit?
  2. Sie schreiben, dass man qua Nichtpartizipation erst Recht als Verlierer dasteht. Wir verstehen. Wenn man als fleißiger Arbeiter nicht in das Megageschäft der Drogenbarone einsteigt, ist man ja auch der Blöde, nicht wahr? Weil man also im "schmutzigen Geschäft" Politik Ihrer Meinung nach ein Rückgrat wie ein Wackelpudding haben muss, ist das richtig. Man könnte bei dieser Art von Argumentation ja fast auf die Idee kommen, Sie rechtfertigen Ihre Schandtat mit dem Drogenbaronbeispiel. Wir möchten Ihnen aufs Höflichste mitteilen, dass man im politischen Geschäft keinesfalls schmutzig sein muss, um seine Ziele zu erreichen und wäre dem doch so, so wäre es noch lange kein Reinwaschungsgrund. Oder würden Sie tatsächlich Drogenbaron werden, nur weil alle anderen es tun? Nur btw: wie argumentieren Sie, dass Sie bei der ÖVP größere Chancen haben, Ihre Interessen zu verfolgen? Geben Sie zu, dass die ÖVP weit mehr ist, als eine Organisation, die Nationalratsmandate stellt? Lesen Sie dazu unseren Punkt "Warum wir Parteien hassen".
  3. Ihr dritter Punkt ist eine Wiederholung des zweiten. Sie wären anno 1848 wohl auch lieber im Herrenhaus gesessen, bis... ja bis, nicht wahr?
  4. Ja wir besorgen das Geschäft des politischen Gegners, das ist ja der Sinn der Sache. Wir sind politische Gegner, Sie und wir. Schön, dass Sie das erkannt haben.
  5. Liberale haben überhaupt keine Aufgabe. Liberale haben eine Einstellung. Wir zum Beispiel haben die Einstellung, dass Parteien feudale Machtapparate sind, deren einziger Zweck das Geldscheffeln und das Machtspielchen ist. Mundtot machen Kritiker, wie in Punkt 1 erwähnt, Sie nicht, hören Sie also auf, so ein Weichei zu sein. Mundtot macht uns nur der Staat, in unserem System also die Parteien. Und wie sie das tun. Wir dürften hier nicht einmal Tacheles mit Ihnen reden, denn ansonsten müsste der Autor dieses Beitrags mit einer Anzeige rechnen. Und diesem Machtapparat dienen Sie nun. Gratulation!
  6. Sie haben also Ihre Seele verkauft, um mehrheitsfähig zu werden. Wir verstehen. Nun, mehrheitsfähig wird man im Allgemeinen als Minderheit nicht dadurch, dass man der Mehrheit dient. Als Minderheit muss man eben eine Minderheit sein, um größer zu werden. Was? Ach Sie meinen, Sie werden Ihre Positionen dem Bauern- und Beamtenmachtapparat ÖVP aufdrücken? Thursday humor!

Sie schreiben weiters sinngemäß, dass Sie sich niemals, so wie Nixon, den Mund verbieten lassen und niemals die politische Arbeit einstellen. Dass Sie das als eindeutigen Sesselkleber desavouiert, geschenkt. Vielmehr möchten wir Ihnen mitgeben, dass die politische Zukunft nicht in den Händen der Parteien liegen wird. Sie brauchen aber gar nicht versuchen, bei uns anzuklopfen, wenn die Polittitanic Parteien im Sinken begriffen ist. Wir wollen keinen Judas.

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